Video mit Andreas Neufeld, Sergey Tchirkov, Julius Holtz über die Entstehung des vierzigminütigen Orchesterwerks von Andreas F. Staffel
Video, Interviews: Frank Bertram
Video mit Andreas Neufeld, Sergey Tchirkov, Julius Holtz über die Entstehung des vierzigminütigen Orchesterwerks von Andreas F. Staffel
Video, Interviews: Frank Bertram
Nach fünf Jahren intensiver Arbeit und Recherche habe ich im Sommer 2020 mein ca. vierzigminütiges Orchesterwerk fertiggestellt. Dem klassischen Instrumentarium der „Neunten“ wird ein zeitgenössisches Musikensemble gegenübergestellt, das die Klänge Beethovens aufnimmt und in die Sprache unserer Zeit verwandelt.
Leicht verfremdete Fragmente aus allen vier Sätzen der neunten Symphonie von Ludwig von Beethoven bilden die Grundlage der Komposition. Das dem Orchester gegenübergestellte Ensemble greift die klassischen Figuren „seismografisch“ auf und entwickelt hieraus neue Motive und Klänge, die in eine zeitgenössische Musiksprache übertragen werden. Auf dem Höhepunkt des Finales setzt eine Videocollage ein, in der neben abstrakten Landschaften Filmausschnitte aus historischen Aufnahmen der "Neunten", beispielsweise aus dem Furtwänglerkonzert vom 20.4.1942, und Fragmente aus dem Filmklassiker "Nostalghia" von Andre Tarkowski zu sehen sind. Im Gegensatz zum jubelnden Finalsatz der "Neunten" verebbt meine Komposition antizyklisch im vierfachen Pianissimo in weitester Ferne.
Rainer Nonnenmann
"Der vierte Satz beginnt wie Beethovens Finale ff mit der „Schreckensfanfare“, vor allem in den Bläsern des Ensembles, während das Beethoven-Orchester schon nach Takt 3 aussetzt und das Ensemble alleine weiterspielt, dann allerdings nur noch „subito pp“. (...) Den lange vorbereiteten Instrumentaleinsatz der „Freude“-Melodie übernimmt dann als Audio- und Videozuspiel der Nazipropagandafilm der Aufführung von Beethovens neunter Symphonie am 20. April 1942 – zu Adolf Hitlers Geburtstag vor ranghöchster Nazi-Prominenz – mit den Berliner Philharmonikern unter Leitung von Wilhelm Furtwängler. (...) Das Ensemble reagiert darauf wie paralysiert, indem es nicht Beethovens Neunte und deren fatale Rezeption im Dritten Reich zurücknimmt, sondern sich selbst. (...) Zweimal lassen die Vokalisten den Zischlaut „z“ stark anschwellen und dann plötzlich abreißen, um stumm mit geöffnetem Mund zu verharren. Nach diesem sichtbaren Zeichen der Rat- und Sprachlosigkeit erstarrt und verebbt das Stück schließlich mit versprengten Instrumentalaktionen und ziellos taumelndem Summen, wie eine „Zurücknahme“ von Beethovens im Tutti, Fortissimo und Prestissimo zu Ende wirbelndem Schlusssatz."
Aus: Rainer Nonnenmann: Komponierte „Zurücknahmen“ von Beethovens IX. Symphonie. In: Die Musikforschung, Heft 2/2023
Antje Thierbach (Oboe) | Andreas Neufeld (Solo-Violine) | Sergej Tchirkow (Akkordeon) | Andreas F. Staffel (Inside-Klavier, Blockflöte)
Komposition/Konzeption: Andreas F. Staffel | Musikproduktion, Klangregie: Julius Holtz | Partitur-Video: Jens Hoppe
Freitag, 26.02.2021, 20 Uhr
Online-Präsentation des dritten Satzes (III. Adagio molto) von Beethoven_off_set (oder ich nehme sie zurück, die neunte Symphonie) als Partitur Video.
Interviews über das Orchesterstück mit Fritz Schütte (Journalist und Autor), dem Komponisten Andreas F. Staffel und den beteiligten Künstlern. Live aus dem Musikstudio Ohrpheo.
Vorschau auf die Online-Präsentation des dritten Satzes (III. Adagio molto) von Beethoven_off_set am 26.02.2021
Kurztrailer: Beethoven_off_set - 3. Satz (III. Adagio molto)
Martin Hufner, NMZ online
"Das hatten wir hier, glaube ich, noch nie: eine Online-Präsentation als Partitur-Video. Zu sehen und zu hören ist der dritte Satz (III. Adagio molto) von Andreas F. Staffels Komposition „Beethoven_off_set (oder ich nehme sie zurück, die neunte Symphonie)“. Im Dezember 2020 wurde mithilfe der VSL-Library sowie von Live-Einspielungen der dritte Satz des vierzigminütigen Orchesterstücks im Studio eingespielt. (...) Ich habe schon mal in Passagen der Komposition hineinhören können: Eine erstaunlich gut klingende Textur und fein schillernde Partitur im Klang. Was heute doch mit digitalen Mitteln alles möglich ist!"
Rainer Nonnenmann zu Beethoven_off_set
"Ausdrücklich als „Zurücknahme“ konzipierte Andreas F. Staffel Beethoven off set – oder: ich nehme sie zurück die neunte Symphonie (2015–2019).(...) Erklärtes Ziel ist laut Staffels Werkkommentar eine „Entheroisierung der neunten Symphonie und gleichzeitig eine Mahnung vor Missbrauch dieser zutiefst menschlichen Musik durch menschenverachtende Regime und Diktatoren“."
"Der dritte Satz greift ... Bruchstücke von Beethovens „Adagio molto e cantabile“ auf. (...) Zudem erklingen – vor allem im Akkordeon – Zitate von fünf jüdischen Liedern aus osteuropäischen Konzentrationslagern, um die geradezu überirdische Schönheit“ von Beethovens „Adagio“ mit der menschenverachtenden Wirklichkeit zu konfrontieren."
"Der vierte Satz beginnt wie Beethovens Finale ff mit der „Schreckensfanfare“, vor allem in den Bläsern des Ensembles, während das Beethoven-Orchester schon nach Takt 3 aussetzt und das Ensemble alleine weiterspielt, dann allerdings nur noch „subito pp“. (...) Den lange vorbereiteten Instrumentaleinsatz der „Freude“-Melodie übernimmt dann als Audio- und Videozuspiel der Nazipropagandafilm der Aufführung von Beethovens neunter Symphonie am 20. April 1942 – zu Adolf Hitlers Geburtstag vor ranghöchster Nazi-Prominenz – mit den Berliner Philharmonikern unter Leitung von Wilhelm Furtwängler. Ein zentrales Dokument der toxischen Rezeptionsgeschichte von Beethovens neunter Symphonie dringt in Staffels Beethoven off set ein. Das Ensemble reagiert darauf wie paralysiert, indem es nicht Beethovens Neunte und deren fatale Rezeption im Dritten Reich zurücknimmt, sondern sich selbst. (...) Zweimal lassen die Vokalisten den Zischlaut „z“ stark anschwellen und dann plötzlich abreißen, um stumm mit geöffnetem Mund zu verharren. Nach diesem sichtbaren Zeichen der Rat- und Sprachlosigkeit erstarrt und verebbt das Stück schließlich mit versprengten Instrumentalaktionen und ziellos taumelndem Summen, wie eine „Zurücknahme“ von Beethovens im Tutti, Fortissimo und Prestissimo zu Ende wirbelndem Schlusssatz."
Aus: Rainer Nonnenmann: Komponierte „Zurücknahmen“ von Beethovens IX. Symphonie. In: Die Musikforschung, Heft 2/2023
... Leicht verfremdete Fragmente aus allen vier Sätzen der neunten Symphonie von Ludwig von Beethoven bilden die Grundlage der Komposition. Das Ensemble greift die klassischen Figuren „seismografisch“ auf und entwickelt hieraus neue Motive und Klänge, die in eine zeitgenössische Musiksprache übertragen werden. Alte und neue Spieltechniken, in etwa vergleichbar mit einer Ausstellung von analogen und digitalen Fotos, werden einander gegenübergestellt. ...
Weiterlesen … Über „Beethoven_off_set“ für Orchester und Ensemble
Eine meiner frühesten Begegnungen mit dem Bonner Meister war eine Langspielplatte, ein Geschenk von meiner Mutter. Hierauf waren die drei Schlachtrösser: Mondscheinsonate, Pathetique und Appassionata, eingespielt von Daniel Barenboim und umrahmt von einer idyllischen Gebirgslandschaft.
Weiterlesen … Über Beethovens Neunte und die Notwendigkeit von Beethoven_off_set